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Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren

Bei Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren ist das Verhältnis entscheidend. Die über Jahrzehnte gewachsenen modernen Lebensgewohnheiten haben ein Ungleichgewicht hinsichtlich der Aufnahme eingestellt. Verschiedene Krankheitsbilder werden mit diesem Ungleichgewicht in Verbindung gebracht.

Grundlagen zur Doppellipidschicht von Zellmembranen

Biologische Membranen bestehen hauptsächlich aus Lipiden und Proteinen. Sie grenzen sowohl die einzelnen Zellen als auch die Zellorganellen voneinander ab und regulieren den Transport von Stoffen. Viele biochemische Prozesse verlaufen membrangebunden. So werden beispielsweise Nervenimpulse von den Membranen der Nervenzellen verarbeitet und weitergeleitet oder Hormone und Nährstoffe von spezifischen Membranrezeptoren erkannt und transportiert. Die Zusammensetzung der Membranlipide ist entscheidend für die Stabilität und Fluidität der Membranen. Je höher der Anteil an ungesättigten, besonders mehrfach ungesättigten Fettsäuren (engl.: polyunsaturated fatty acids; PUFA) ist, desto aktiver ist die Membran und somit die Zelle.

Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren - Ein Ungleichgewicht durch modernen Lebenswandel
Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren sollten sich in einem Gleichgewicht befinden

Omega-3-Fettsäuren

Omega-3-Fettsäuren werden vor allem in die Zellmembranen von Auge und Gehirn eingebaut und bilden die Ausgangssubstanz für die Synthese antiinflammatorischer Eicosanoide, weshalb Omega-3-Fettsäuren allgemein entzündungshemmende Eigenschaften zugesprochen werden. Sie senken außerdem den Blutdruck, erweitern die kleinen Blutgefäße, hemmen die Thrombozytenaggregation und verbessern die Fließeigenschaft des Blutes. Eine hohe Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren kann durch den Verzehr von Fisch und Algen erreicht werden. Ebenso führt die Verwendung kaltgepresster, nativer Pflanzenöle (z. B. Chia-, Lein-, Leindotter-, Hanf-, Walnuss- und Rapsöl) – bevorzugt biologisch hergestellt – sowie der Verzehr von Wildfleisch sowie Fleisch aus Weidehaltung zur Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren.

Funktionen bzw. Wirkung von Omega-3-Fettsäuren

  • antiinflammatorisch
  • antiarrhythmisch
  • vasodilatatorisch und damit blutdrucksenkend
  • Hemmung der Thrombozytenaggregation und damit blutverdünnend
  • immunmodulatorisch
  • Beeinflussung bzw. Steigerung der Membranfluidität
  • maßgebliche Beteiligung an einer gesunden neuronalen Entwicklung
  • tragen zur Senkung des Triglycerid-Spiegels bei

Achtung! Mögliche Schwermetallbelastung bei Fischen. Alternativ können geprüfte Fisch- oder Algenöl-Präparate supplementiert werden.

Wirksamkeit von Omega-3-Festtsäuren bei Krankheiten

Der kardioprotektive Effekt ist die bekannteste und am besten beschriebene Wirkung der Omega-3-Fettsäuren. Zu den wesentlichen kardioprotektiven Eigenschaften der Omega-3-Fettsäuren gehört die Senkung des Triglyceridspiegels sowie eine Erhöhung der HDL-Cholesterin-Werte. Omega-3-Fettsäuren senken den Blutdruck, erweitern die kleinen Blutgefäße, hemmen die Thrombozytenaggregation und verbessern die Fließeigenschaft des Blutes. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass sie auf Karotis-Plaques stabilisierend wirken. Die wichtigste kardioprotektive Eigenschaft der Omega-3-Fettsäuren ist der antiarrhythmische Effekt.

Auch bei psychischen Erkrankungen wird ein positiver Einfluss von Omega-3-Fettsäuren beobachtet. In neueren Studien konnte gezeigt werden, dass sich mit Omega-3-Fettsäuren Schizophrenie, manisch-depressive Erkrankungen, Depressionen sowie das Hyperaktivitätssyndrom positiv beeinflussen lassen.

Bemerkenswert sind die Erfolge, die mit Fischöl bzw. mehrfach ungesättigten Fettsäuren bei der Behandlung rheumatischer Gelenkerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis erzielt wurden. Die Dauer der Morgensteifigkeit, die Zahl schmerzhafter oder geschwollener Gelenke, die Stärke des Gelenkschmerzes und die Zeit bis zur Ermüdung wurden innerhalb weniger Wochen deutlich vermindert, was zu einem reduzierten Bedarf an nichtsteroidalen Antirheumatika führte.

Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren - Herzgesundheit
Positiver Effekt von Omega-3 auf die Herzgesundheit

Omega-6-Fettsäuren

Omega-6-Fettsäuren (Omega-6-FA) werden vor allem in Zellmembranen von Herz-, Leber- und Nervengewebe eingebaut und bilden die Ausgangssubstanz für vornehmlich proinflammatorische Eicosanoide. Daher werden Omega-6-FA allgemein eher entzündungsfördernde Eigenschaften zugesprochen. Omega-6-FA sind notwendig für die Homöostase des Eicosanoidstoffwechsels und anderer Lipidmodulatoren. Omega-6-FA-reiche Nahrungsquellen werden häufig in der Futtermittelindustrie als Tiermastfutter (Getreide, Soja) eingesetzt. Dies verursacht einen ebenfalls hohen Omega-6-FA-Gehalt in Lebensmitteln tierischen Ursprungs (z.B. Fleisch, Milchprodukte).

Funktionen bzw. Wirkung

  • proinflammatorisch
  • vasokonstriktiv und damit blutdrucksteigernd
  • prothrombotisch
  • entwicklungsfördernde Wirkung auf Tumorgewebe
  • erhöhte Ausscheidung sekundärer Gallensäure in den Darm, dadurch begünstigte Kolonkarzinomentstehung

Mangelsymptome und mögliche Folgen

  • Störung der Hautfunktion, Hautekzeme, Wundheilungsstörung, Haarausfall
  • Herz-Kreislauf-Beschwerden, Anämie
  • Immunsystem: Infektanfälligkeit, erhöhte Atopieneigung
  • Kinder, Jugendliche: Verhaltens-, Wachstumsstörungen
  • Beeinträchtigung kognitiver Fähigkeiten
  • Fehlgeburten
  • Degeneration von Leber und Niere

Omega 3 versus Omega 6 – das Verhältnis ist entscheidend

Aufgrund der Veränderung der modernen Ernährungsgewohnheiten hat sich in den letzten Jahrzehnten ein fatales Ungleichgewicht hinsichtlich der Aufnahme von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren eingestellt. Ein Übermaß an Omega-6-Fettsäuren verdrängt zum Beispiel Omega-3-Moleküle aus den Membranen von Herzmuskelzellen und erhöht somit das Risiko für Kammerflimmern.

Krankheiten, die in Zusammenhang mit einer gestörten Omega-3/Omega-6-Balance gesehen werden:

  • koronare Herzkrankheit
  • Herzrhythmusstörungen
  • entzündliche Gelenkerkrankungen (Rheuma)
  • atopische Erkrankungen (Asthma, chronische Bronchitis, Neurodermitis, Psoriasis)
  • Multiple Sklerose, Lupus erythematodes
  • entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
  • psychische Störungen (depressive Episoden, Schizophrenie, ADHS)
  • Typ-I-Diabetes

Der sog. Omega-3-Index ist ein Maß für die Versorgungslage des Organismus mit den Omega-3-Fettsäuren Docosahexaen- und Eicosapentaensäure und gibt deren Anteil an den Gesamtfettsäuren an. Ein niedriger Index-Wert ist mit einem erhöhten Risiko für eine koronare Herzerkrankung und den plötzlichen Herztod korreliert. Ein Index > 8 % wird dagegen mit einer guten kardioprotektiven Wirkung assoziiert. Zahlreiche epidemiologische Arbeiten haben gezeigt, dass eine fischreiche Ernährung aufgrund des hohen Gehaltes an Omega-3-Fettsäuren das Auftreten von kardiovaskulären Erkrankungen reduzieren kann.