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Intestinales Mikrobiom

Die menschliche Darmflora

Welche Funktion hat das intestinale Mikrobiom?

In der Regel denken Menschen bei Bakterien sofort an Krankheiten. Dabei sind die Darmbakterien für uns von großer Bedeutung und für unser Leben unverzichtbar.  Nach dem heutigen Stand der Forschung sind mehr als 1000 verschiedene Bakterienspezies im Darm angesiedelt. Davon sind 160 Bakterienspezies direkt oder indirekt an den physiologischen Prozessen des Menschen beteiligt. Dazu zählen der Metabolismus, das Immunsystem und der Schutz vor Pathogenen. Unser intestinales Mikrobiom ist für den menschlichen Organismus von großer Bedeutung. 

Abbildung: Intestinales Mikrobiom und Bakterien

Was stört die Entwicklung eines "gesunden" Mikrobioms?

Ungünstige Essgewohnheiten können sich negativ auf die Entwicklung des Mikrobioms auswirken, was sich bereits im Säuglingsalter durch die Nutzung von Formula-Nahrung in den ersten Lebensmonaten zeigen kann. Ab dem Jugendalter stören vor allem Stress, stark verarbeitete Lebensmittel und Zutaten wie Süßstoffe, Alkohol sowie Umweltgifte die Zusammensetzung der Darmflora.

Darüber hinaus ist eine (unnötige) Antibiotika-Behandlung oft der Ursprung einer Dysbiose, da dabei nicht zwischen pathogenen und physiologischen Keimen unterschieden wird. Eine probiotische Therapie kann jedoch während oder im Anschluss an eine Antibiotika-Gabe einer Dysbiose vorbeugen.

Welche Risiken bestehen bei einer intestinalen Dysbiose?

Eine Dysbiose kann als ein Faktor für zahlreiche Krankheiten in Frage kommen.

  • Dazu zählen metabolische Erkrankungen wie z.B. Adipositas, Diabetes mellitus Typ 2 sowie kardiovaskuläre Erkrankungen. Auch steigt das Risiko eines Reizdarm- oder Leaky-Gut-Syndroms sowie Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten. 
  • Darüber hinaus kann eine Dysbiose das Risiko entzündlicher Darmerkrankungen wie Morbus Crohn erhöhen. Das veränderte Mikrobiom erhöht die Infektanfälligkeit des Darms und reduziert die Kolonisationsresistenz. 
  • Autoimmunerkrankungen, wie Zöliakie, rheumatoide Arthritis, Psoriasis, verschiedene Allergien, Asthma sowie Diabetes mellitus Typ 1 zählen ebenfalls zu den Gesundheitsrisiken. 
  • Auch neurologische Erkrankungen, wie Depressionen, chronisches Fatigue-Syndrom, Autismus-Spektrum-Störungen sowie Morbus Parkinson und Morbus Alzheimer können durch eine Dysbiose gefördert werden.

Wie sinnvoll sind Probiotika?

Probiotika sind kurz gesagt lebende Mikroorganismen, die einen positiven Einfluss auf das intestinale Mikrobiom haben können. Wegen ihrer Säureresistenz passieren sie problemlos den Magen und können im Darm ihre Wirkung entfalten. Durch ihre metabolische Aktivität stärken sie die Darmflora und verdrängen unerwünschte Keimspezies im Darm. Sie hemmen das Wachstum von Fäulnisbakterien wie z.B. Histaminbildner und stabilisieren so ein physiologisches mikrobielles Darmmilieu.

Probiotika dienen dazu, eine Optimierung der Milieuverhältnisse im Darm zu erreichen. Die vorhandenen Keimkompositionen können dabei individuell in Abhängigkeit des Befundes und des klinischen Bildes variiert werden.

Was sind die besten Probiotika?

Für eine effiziente Wirkung ist die tägliche Zufuhr von hochkonzentrierten Probiotika sinnvoll. Hier ist eine hohe Vielfalt der eingesetzten Bakterienarten erforderlich (sog. Multispezies-Probiotika).

Welche Ballaststoffe sind gut für den Darm?

Ballaststoffe sind unverdauliche Kohlenhydrate von pflanzlichen Nahrungsmitteln, die ausschließlich dem Mikrobiom, nicht aber dem Menschen als Nahrungssubstrat dienen (sog. Präbiotika). Prinzipiell wird hier zwischen wasserlöslichen (z.B. Inulin, Pektin, B-Glucan) und wasserunlöslichen (z.B. Zellulose) Rohfaserstoffen unterschieden. Diese wirken unterschiedlich auf die intestinale Mikrobiota und das Verdauungsgeschehen.

Es gibt eine große Anzahl an Nahrung, die Ballaststoffe enthalten. Hierzu zählen zum einen Flohsamenschalen, aber auch Leinsamen, Akazienfaser und Weizenkleie. Resistente Stärke wie z.B. Dextrin sowie Frukto-/Galaktooligosaccaride sind auch als Ballaststoff-Lieferanten geeignet, ebenso wie Amylopektin, das in Mais- und Kartoffelstärke enthalten ist. 

Grafik: Einflüsse von löslichen und unlöslichen Ballaststoffen auf das intestinale Mikrobiom

Was sind die Grundsätze einer Mikrobiom-Therapie

Die Entwicklung, die Diversität und die Stabilität des Mikrobioms sind eng mit den Lebens- und Ernährungsgewohnheiten des Menschen verknüpft. Daher ist das Mikrobiom immer als Produkt des Lebensstils zu betrachten. Daraus lässt sich ableiten, dass eine dauerhafte Stabilisierung des Mikrobioms nur durch die Beseitigung von Ernährungsfehlern und anderen negativen Lebensumständen möglich ist. 

  • So basiert die Mikrobiom-Therapie auf der einen Seite auf einer langfristigen Umstellung der Ernährung und auf der anderen Seite auf der Zufuhr von probiotischen Mitteln. Dadurch wird die Darmflora stabilisiert und zieht eine positive Anpassung des Mikrobioms nach sich.
  • Das Wachstum unerwünschter Darmbakterien kann auch mit Hilfe von Ernährungskonzepten eingedämmt werden. Diese Prinzipien sind unkompliziert und für den Patienten einfach zu vermitteln:

Durch eine vollwertige, ballaststoffreiche Ernährung erhalten gesunde Keimspezies einen Selektionsvorteil. Unerwünschte Keimspezies werden durch Substratentzug gehemmt und durch Förderung der antagonistischen Darmflora verdrängt. Es gilt jedoch zu beachten: Eine kurzfristige Umstellung der Ernährung oder Zugabe von probiotischen Mitteln kann das Mikrobiom allerdings nicht nachhaltig verändern. 

Substrate, die ein physiologisches Mikrobiom begünstigen

Ballaststoffe (Präbiotika) wie:

  • Flohsamenschalen
  • Leinsamen
  • Akazienfaser
  • Weizenkleie
  • resistente Stärke (resistente Dextrin)
  • Fructo-/Galaktooligosaccaride
  • Amylopektin
  • Citruspektin
  • Vollkornhirse
  • Buchweizen
  • Erdmandeln
  • Baobab (afrikanischer Affenbrotbaum)

Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe aus der Gruppe der Polyphenole:

  • Epicatechin/Catechin (grüner Tee)
  • Procyanidine (rote Trauben)
  • Flavanole (Kakao)
  • Tannine (Tee)
 
Substrate, die ein unphysiologisches Mikrobiom begünstigen 
  • Eiweiß in zu hohen Mengen
    (unabhängig von der Quelle; auch Entzündungseiweiß steht der putriden Flora als Substrat zur Verfügung)
  • Fett in zu hohen Mengen
  • raffinierte Kohlenhydrate/Stärke