Skip to main content

Allergie – Die unterschiedlichen Formen im Überblick

Rund 30 Millionen Bundesbürger sind Allergiker und leiden unter Heuschnupfen, Asthma, Hausstauballergien, Insektengiftallergien, Nahrungsmittelallergien oder Neurodermitis. Eine Allergie entsteht, wenn das körpereigene Immunsystem durch harmlose Fremdsubstanzen aus der Umwelt (Allergene) aktiviert wird und Entzündungsprozesse die Folge sind. Besonders chronisch auftretende Allergien können die Lebensqualität erheblich einschränken. Eine zuverlässige Allergie-Diagnostik mit Bestimmung des auslösenden Allergens ist Voraussetzung für eine angemessene Therapie und daher für die Betroffenen von großem Nutzen.

Bei der Soforttyp-Allergie (Typ-I-Allergie; vermittelt durch IgE-Antikörper) erfolgt unmittelbar nach dem Kontakt mit dem jeweiligen Allergen eine Reaktion. Meist werden Symptome wie Juckreiz, Schwellung, Husten usw. beschrieben.

Liegt eine Typ-III-Allergie vor, so zeigen sich erste Symptome hingegen erst nach 6-12 Stunden. Auslöser können u.a. Mehlstäube oder auch Schimmelpilzsporen in der Luft sein. Von einer Typ-IV-Allergie spricht man, wenn eine Kontaktallergie oder auch eine Allergie gegen Arzneimittel vorliegt, die erst nach 24-72 Stunden eine Reaktion hervorruft.

Daneben existieren weitere Erkrankungen, die Allergie-ähnliche Symptome aufweisen, aber nicht zur Allergie zählen:

 

Übersicht Allergiediagnostik

Nahrungsmittelallergien

Nahrungsmittelallergien sind in der Regel typische allergische Frühreaktionen, die allerdings sehr variabel verlaufen können. Das Spektrum der von den Nahrungsmittelallergenen ausgelösten Reaktionen reicht von lokalen akuten Symptomen im Magen-Darm-Trakt wie Erbrechen, Übelkeit, Diarrhö, Magen-Darm-Schmerzen, Verstopfungen und Blähungen und erstreckt sich über Hautreaktionen (z. B. Urtikaria, Ekzemverschlechterung bei atopischer Dermatitis) bis hin zu schweren Allgemeinreaktionen wie dem anaphylaktischen Schock mit fatalem Ausgang.

Im Kindesalter dominieren Allergien gegen

Kuhmilch, Hühnerei, Erdnuss, Weizen und Soja.

Bei Erwachsenen sind dagegen Allergien gegen

Nüsse, Fisch, Soja, Weizen, Sellerie und Meeresfrüchte am häufigsten zu beobachten.

Insektengiftallergie

Die Insektengiftallergie gehört zu den klassischen IgE-vermittelten Allergien. Bis zu 25 % der Bundesbürger sind von einer Allergie gegen Insektengift betroffen. Die Symptomatik der Soforttyp-Reaktion reicht von lokalen Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle über schwere Atemnot und Erstickungsgefahr bei Stichen im Mund- oder Rachenbereich bis hin zu systemischen, mitunter lebensbedrohlichen anaphylaktischen Reaktionen. Eine Insektengiftallergie tritt überwiegend als Bienen- oder Wespengiftallergie auf. Seltener sind allergische Reaktionen durch einen Hummel-, Hornissen- oder Mückenstich.

Zur Behandlung der Insektengiftallergie steht für Patienten mit systemischen Reaktionen die spezifische Immuntherapie (SIT) zur Verfügung, die mit hoher Wirksamkeit vor dem Auftreten erneuter anaphylaktischer Reaktionen schützt. Voraussetzung für die Einleitung dieser effektiven Therapie ist die exakte Identifizierung des die Anaphylaxie auslösenden Allergens.

Heuschnupfen – Wenn Pollen krank machen

Heuschnupfen ist eine Allergie, die in der Regel saisonal auftritt. Während der Blütezeit lösen Pflanzenpollen in der Luft bei den Betroffenen allergische Reaktionen an den Schleimhäuten der Nase, der Augen und/oder der oberen Atemwege aus. Mit steigenden Temperaturen im Rahmen des Klimawandels wird die Pollensaison länger und intensiver. Die Belastung nimmt zu.

Ursachen und Symptome von Heuschnupfen

Heuschnupfen entsteht, wenn der Körper überempfindlich auf bestimmte, normalerweise harmlose Allergene wie Pollen reagiert. Nach einem ersten Kontakt bildet das Immunsystem IgE-Antikörper gegen das Allergen, die durch Bindung an spezifische Rezeptoren bestimmte Zellen des Immunsystems (Mastzellen, Basophile) sensibilisieren. Bei einem erneuten Kontakt aktivieren Allergenmoleküle IgE-vermittelt die Zellen des Immunsystems, die daraufhin Histamin freisetzen. Dieser Botenstoff löst die typischen allergischen Entzündungsreaktionen aus.

Die häufigsten Symptome des Heuschnupfens betreffen vor allem die Augen und die oberen Atemwege. Gelangen die allergieauslösenden Pollen auf die Nasenschleimhaut, müssen die Betroffenen niesen, die Nase läuft oder ist verstopft. Man spricht dann von einem allergischen Schnupfen (allergische Rhinitis). Sind auch die Augen betroffen, spricht man von einer allergischen Rhinokonjunktivitis. Weitere Symptome wie Juckreiz und asthmatische Beschwerden können hinzukommen.

Die häufigsten Symptome sind:

  • gerötete, tränende, juckende Augen
  • Niesreiz
  • Fließschnupfen
  • geschwollene Augenlider
  • verstopfte Nase
  • Schwellungen im Bereich des Mundes/der Atemwege

Im Hinblick auf das Allgemeinbefinden gehen häufig Symptome wie Müdigkeit, Schlafstörungen und Abgeschlagenheit mit der Rhinitis/Rhinokonjunktivitis einher.

Da bestimmte Nahrungsmittelallergene mit Pollenallergenen verwandt sind, kann ein Pollenallergiker mit Heuschnupfen aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit der Allergene auch nach dem Verzehr der betreffenden Nahrungsmittel reagieren. Dieses Phänomen wird als Kreuzallergie bezeichnet.

Allergisches Asthma bronchiale 

Zu den häufigsten Allergieformen gehört ebenso das allergische Asthma bronchiale. Das Asthma bronchiale ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege, die durch eine anfallartige, reversible Verengung der Bronchien (Bronchialobstruktion) charakterisiert ist. Ursache ist ein überempfindliches Bronchialsystem (Hyperreagibilität), das auf unspezifische Auslöser wie z. B. Schadstoffe, kalte Luft oder Zigarettenrauch reagiert. Der typische Verlauf des allergischen Asthma bronchiale beginnt mit den Symptomen einer einfachen Bronchitis wie trockener Reizhusten und zäher Auswurf. Der von den geschwollenen Schleimhäuten produzierte klebrige Schleim verengt die Bronchien, stört die Atmung (Atemnot) und ruft das für das Asthma bronchiale typische Atemgeräusch (Giemen) hervor. Neben der Schleimhautschwellung klagen viele Asthmatiker zudem über Probleme beim Abhusten des Schleims.

Leitsymptome des allergischen Asthma bronchiale:

  • Krankhaftes Atemgeräusch (Giemen)
  • ­ Atemprobleme
  • ­ Husten

Eine Allergie auf Hausstaubmilbe ist ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung eines Asthma bronchiale und bei ca. 18 % der Asthmatiker in Europa für klinische Symptome verantwortlich.

Neurodermitis – Wenn die Haut juckt

Neurodermitis oder atopische Dermatitis ist eine chronische Hauterkrankung, die in Schüben verläuft. Neurodermitiker leiden unter trockener, rissiger Haut, die häufig juckt und entzündlich verändert sein kann. Besonders betroffen sind Säuglinge und Kinder - meist verschwindet die Erkrankung bis zur Pubertät. Die Ursache für die Entstehung einer Neurodermitis kann nicht auf einen einzelnen Faktor zurückgeführt werden, vielmehr handelt es sich um ein Zusammenspiel verschiedener Auslöser.

Ursachen und Symptome einer Neurodermitis

In der Praxis wird nach der familiären Vorgeschichte gefragt, da das Auftreten von Neurodermitis eine ausgeprägte genetische Komponente hat. Ursache ist vermutlich in erster Linie eine vererbte Störung des Immunsystems. Der Kontakt mit eigentlich harmlosen Substanzen wie Hausstaub oder auch bestimmten Nahrungsmitteln löst bei den betroffenen Patienten eine übermäßige Produktion von IgE-Antikörpern aus. Der Körper reagiert darauf mit Entzündungen.

Risikofaktor für Neurodermitis

Grundlage der Entstehung einer Neurodermitis ist häufig eine Barrierestörung der Haut. Diese kann u.a. genetisch bedingt sein. So können Träger von Varianten des Filaggrin-Gens kein funktionsfähiges Filaggrin-Protein bilden, was zu einer schweren Störung der Barrierefunktion der Haut führt. Das Strukturprotein Filaggrin nimmt für die angemessene Verhornung der Epidermis sowie für die Zusammensetzung der Haut mit ausreichenden Anteilen an Ceramiden (Lipiden) und natürlichen Feuchtigkeitsfaktoren (schützen vor Hauttrockenheit) eine zentrale Rolle ein. Die Folge einer genetisch bedingten Filaggrin-Defizienz sind rissige, trockene und teils entzündete Hautstellen. Allergene und auch Keime könne somit einfacher die Hautbarriere überwinden und in die Haut eindringen. Zum Schutz empfiehlt sich eine kontinuierliche Hautpflege, um eine ausreichend Versorgung mit Fett und Feuchtigkeit zu gewährleisten. Bei Schüben kann eine Behandlung mit cortisonhaltigen Salben Linderung verschaffen.

Faktoren, die einen Neurodermitisschub auslösen können, sind u.a. die folgenden:

  • Maßnahmen, die die Haut austrocken (häufiges Duschen, Baden, Hände waschen)
  • Kontakt zu Allergenen über Nahrungsmittel, Pollen, Hausstaub usw.
  • Stoffe, die zu Hautirritationen führen (Kleidung, Kosmetika)
  • Stress
  • Infekte
  • starkes Schwitzen
  • usw.

Allergie – Vom Symptom zur Diagnose

Die Diagnostik einer Allergie ist komplex. Es stehen eine Vielzahl von Untersuchungen und auch Untersuchungsmethoden zur Verfügung, die je nach Symptomatik und Verdacht angewendet werden sollten. Dabei ist nicht jedes diagnostische Verfahren zum Nachweis aller Allergieformen bzw. Unverträglichkeiten geeignet. Es ist daher besonders wichtig, schon im Vorfeld mögliche Auslöser zu identifizieren und die passende Diagnostik auszuwählen. Hierfür stehen in vivo Testverfahren (Prick-Hauttests, Epikutan-Test) zur Verfügung, ebenso wie Blutuntersuchungen im Labor (in vitro).

Typ I-Allergie (IgE-vermittelte Soforttyp-Allergie)

Die IgE-vermittelte Typ-I-Allergie geht mit milden bis lebensbedrohlichen Symptomen einher. Allergenspezifische IgE-Antikörper werden nach einem Erstkontakt mit dem Allergen gebildet und binden an die Zelloberfläche von histaminreichen Zellen, den…

Allergie vom Immunkomplextyp (Typ III-Allergie)

Unter einer Typ-III-Allergie versteht man eine allergische Immunkomplex-Reaktion, die durch Antikörper (IgG, IgA, IgM) vermittelt wird. Nach Allergenkontakt bilden sich Immunkomplexe von Antikörpern und Antigenen.

Die Spättyp-Allergie (Typ IV-Allergie)

Eine mögliche Sensibilisierung gegen Metalle, Dentalwerkstoffe oder Medikamente, der die Aktivierung und Vermehrung spezifischer T-Zellen zugrunde liegt und die sich bei erneutem Kontakt mit dem Material symptomatisch als Typ IV-Allergie…

Pseudoallergien

Pseudoallergische Reaktionen sind Entzündungsreaktionen, die auf einer nicht durch IgE-Antikörper vermittelten Freisetzung von Entzündungsmediatoren aus Mastzellen und basophilen Granulozyten beruhen. Auslöser einer Pseudoallergie können…

Titanimplantat-Unverträglichkeit

Obwohl negative Reaktionen des Körpers auf Titan auch heute noch von vielen Medizinern bestritten werden, sind in den letzten Jahren zahlreiche Berichte über aseptische Titan-assoziierte Entzündungsreaktionen, durch die die Einheilung von Implantaten…

Filaggrin-Genotyp – Risikofaktor für Ekzeme und Allergien

Zusätzlich zu Sensibilisierungen gegenüber Umwelt- und Nahrungsmittelallergenen können auch genetische Faktoren für die Entstehung einer Allergie mitverantwortlich sein.